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Gewobener Prunk

ziemlich feines Garn soll diesmal auf den Webstuhl - so fein kann auch Schafswolle sein
ziemlich feines Garn soll diesmal auf den Webstuhl - so fein kann auch Schafswolle sein

16.03 13

Als Kontrastprogramm zum vorigen, bewusst schlichten Stoff, nun ein Stoff aus einer anderen Epoche, der das genaue Gegenteil ist.

Zeitlich sind wir nun bei den Römern, irgendwo zwischen 1- 4 Jahrh. n.Chr. das ist so weit noch nichts Besonderes. Besonders sind die Farben und die Feinheit des Stoffes.

Mit 15 Fäden je cm, ist der Stoff schon ziemlich fein, zumindest für mich, meine Augen und meinen Webstuhl, auch wenn es bei den Historischen Originalen noch weit feinere Stoffe gibt.

Bei 1125 Fäden, musste erst mal mein Grundstock an Litzen erhöht werden.

Das Garn hat etwa die Stärke von Sternchenzwirn und ist wie immer reine Wolle.

Pflanzengefärbte Fäden zu einem Diamantköper verwoben
Pflanzengefärbte Fäden zu einem Diamantköper verwoben

Die Farben sind Indigo bzw Waidblau und Krapprot, und man muss schon die richtigen Töne beim färben erzielen, damit sich der gewünschte Purpureffekt einstellt.

Purpur ist die kostbarste Textilfarbe die man sich vorstellen kann. Diese wird aus einer Meeresschnecke gewonnen, für ein Kilo Wolle benötigt man etwa 10000 Schnecken !

So kostbar, das es hieß, diese Farbe sei nur für Könige.

Aber Menschen sind nun einmal eitel, und geben gerne vor mehr zu sein, als sie sind.

Findige Färber und Weber haben vor langer Zeit die Idee und das Geschick gehabt, dieser Farbe nahe zu kommen, indem sie blau mit rot verwoben haben. Sehr raffiniert, sehr chic.

Für mich ein Beweis der Handwerkskunst vergangener Zeiten, von der, je mehr ich erfahre, umso tiefer beeindruckt bin.

Der Stoff ist sehr glatt im Griff, hat einen edlen seidigen Glanz und ist leicht und dünn.

Je nach Lichtverhältnissen, kommt mal das rot, mal das blau am Webstuhl mehr zur Geltung.

Der Purpureffekt stellt sich andeutungsweise ein, wenn man von weitem schräg auf den Webstuhl schaut, das lässt sich mit der Kamera jedoch so gar nicht einfangen. Das wird warten müssen, bis der Stoff vom Webstuhl ist,dann wird sich auch erst zeigen, ob ich mit meinen Pflanzenfärbungen die richtigen Farbtöne getroffen habe.

Das Weben geht ungewohnt langsam voran, was natürlich auch am feinen Garn liegt.

Bis zum Sommer soll ein Kittel für Jörg Nadler, den Schleifischer daraus entstehen, für sein Projekt "Föderat aus GERMANIA LIBERA", und ich habe zum Glück, gut Zeit dafür eingeplant.

Wer gerne mehr über den Fischer,seine Arbeit und seine Darstellungen wissen möchte,schaut sich hier einmal um:

http://www.historischerfischer.de/index.html

Hier geht es zum Projekt für den der Stoff gedacht ist:

http://www.historischerfischer.de/html/angebote_eisenzeit.html

Krapprot und Indigoblau wirken mit etwas Abstand Lila
Krapprot und Indigoblau wirken mit etwas Abstand Lila

Der Stoff ist vom Webstuhl. Er ist noch nicht gewaschen und auch noch nicht versäubert, aber die Gunst des Sonnenlichts heute, musste genutzt werden.

Das Farbspiel funktioniert, der Stoff sieht von einiger Entfernung herrlich lila aus, aus der Nähe hat er einen edlen Glanz und die Farben changieren. Er ist schön dünn und leicht geworden.(210g/qm) Ein wahrer Luxusstoff.

 

Nun werde ich den Stoff versäubern, Fäden vernähen, die Kanten sichern und den Stoff vorsichtig waschen.

Danach werde ich den Stoff zuschneiden und von Hand zu einer Tunika vernähen.

so handlich können 8,5m handgewbter Stoff sein
so handlich können 8,5m handgewbter Stoff sein

So handlich können 8,5m Stoff sein.

 

Der Stoff ist bei der Wäsche noch etwas eingesprungen, von den 8,50m, die im vorigen Post im Bild lagen, wurde ein Stückchen für ein anderes Projekt bei Seite genommen. Für die Tunika brauche ich die Hälfte des Stoffes, 3,30m. 

 

Nachdem der Stoff gewaschen und getrocknet ist, geht es ans zuschneiden.

Die  Tunika ist an die Thorsberg Tunika angelehnt. Diese ist sehr gut erhalten und auf das 3te n. Chr. Jahrhundert datiert. Sie ist in Schloss Gottorf,  in Schleswig Holstein zu bewundern, ein wunderbares Museum, dessen Besuch unbedingt lohnt.

Dieses Kleidungsstück ist so simpel, wie genial, was den Schnitt angeht, es fällt keinerlei Verschnitt an. Um die Tunika nach zu arbeiten, wurde mir eine gutsitzende Tunika vom Auftraggeber zur Verfügung gestellt.

 Ein Handgewebter pflanzengefärbter Stoff verdient sorgfältig verarbeitete Handnähte
Ein Handgewebter pflanzengefärbter Stoff verdient sorgfältig verarbeitete Handnähte

Zuerst säume ich alle Kanten und zwar genau nach Plan und möglichst genau.

Danach werden die Stücke mit Überwendlichstich zusammen genäht.

Dadurch entstehen schöne, saubere, flache Nähte, mit großem Tragekomfort.

 

Die Thorsberg Tunika hat im Original eine kleine feine Borte als Stoßkante am Armabschluss, und da auch diese Tunika, so etwas haben soll, hat Sylvia Fröhlich das Weben der Borte übernommen.