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Raufen oder Scheren ?

02.12 15

Im mittelalterliche Outfit unterwegs, höre ich immer wieder von der Generation die den WK2 erleben musste, wie hässlich ihre Wollkleidung gekratzt und gejuckt hat. Wolle sei scheußlich, man habe sie gehasst. An dieser Stelle kommen blumige Beschreibungen von langen handgetrickten Strümpfen und Leibchen.

 

Heutige Wolle egal ob Strickgarne oder Wolltuch, ist meist aufwendig aufgearbeitet, behandelt, und, oder hat Beimischungen, damit sie das nicht mehr tun.

Auch schon im Mittelalter hat mich sich geholfen. Die Schafe wurden mit unter, nicht geschoren sondern ausgerauft. Man nutze den natürlichen Fellwechsel im Frühjahr, wenn das Tier das Winterhaar abwirft aus, und raufte das Fell aus. Die Grannenhaare, die bei einer Schur im Fleece landen, verbleiben am Körper des Schafs. Grannenhaar ist dicker und härter, als die anderen Haare, sie sind es die piksen und jucken.

 

In einem sehr schönen Video über die Lendbren Tunika, sieht man ab Minute 4, wie ein Schaf gerauft wird. Ab Minute 4,55 sieht man das Schaf mit den Grannenhaaren.

https://www.youtube.com/watch?v=15IxF53AZfE&feature=youtu.be

 

 

Belege aus dem Mittelalter, gibt es sowohl für die Schur, als auch für das raufen. Die Verarbeitung von Textilien, und alles was damit zu tun hat, wie  die Vorarbeiten, oder die Endveredlung, war vielfältig.

Auf der Wurt Hessens/Nordeutschland lässt sich für den Zeitraum um 800 eine Anlage zum raufen von Schafen nachweisen.

 

 

 

Zur Vertiefung Literatur :

Die Ausgrabungen auf der frühmittelalterlichen Wurt Hessens in Wilhelmshaven
Autoren/Herausgeber: Anette Siegmüller

ISBN/EAN: 9783867573313