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Zierde der Skjoldehamn Hose

23.01 18

Aus Skjoldehamn in Norwegen stammt ein Grabfund der aufs Hochmittelalter datiert ist. (14C  Datierung 995 -1029)

Gefunden wurden die Überreste eines Menschen, der eingewickelt in eine Decke, in kompletter Kleidung und Schuhen bestattet wurde. Wer dieser Mensch war, weiß man nicht, die ethnologische Zugehörigkeit ist umstritten. Es wird in Betracht gezogen, das es eine Frau ca.50 Jahre alt und 1,58m groß war.

 

Die Kleidung war liebevoll und farbenfroh gestaltet.

Am unteren Hosensaum hat sich nicht nur das aufgenähte Bändchen erhalten, sondern auch die Ziernähte sind noch vorhanden. Wie die Hose geschnitten war, lässt sich nicht mehr nach vollziehen, da große Teile von Gesäß und Schritt vergangen sind. Heute sind die erhaltenen Fragmente auf einen Trägerstoff aufgebracht und es ist möglich das die Teile nicht in der ursprünglichen Position sind.

Die Farben des Bändchens und der Ziernähte sind jedoch bis heute mit bloßem Auge erkennbar.

Das Bändchen ist in Ripstechnik gewebt, was nichts über die Herstellungs Technik verrät. Rips besagt, das Kette oder Schuss dominant sind. Mehrere Methoden sind möglich, z.B die Verwendung von Litzen, Brettchen in 2 Loch Technik oder Kamm gewebt.

Ich habe mich für meine Nacharbeitung für den Webkamm entschieden, weil mir diese Technik am besten von der Hand geht.

 

Handgewebtes Ripsbändchen nach Skjoldehamn am Webrahmen
Handgewebtes Ripsbändchen nach Skjoldehamn am Webrahmen

Borten an mittelalterlich anmutender Kleidung sieht man im TV und Kino oft. Meist in Verbindung mit viel Glitzer. Tatsächlich gibt weder Fundgut, noch Bildbelege diese Menge von Borten dieser Masse her. Die heute erhaltenen Borten tragende Textilien, sind oft besondere Textilien, von einst hochstehenden Personen und dementsprechend aufwendig in Materialien und Techniken gearbeitet. Die Alltagstextilien der breiten Bevölkerung tauchen nur selten auf.

 

Der Skjoldehamn Fund zeigt eine große Palette häuslichen Fleißes : zur Anwendung gekommen sind Borten an 2 Tuniken und der Hose, sowie unterschiedliche Zierstiche, 2 geflochtene Gürtel und 2 aufwendig gewebte Bänder befanden sich auf Höhe der Knöchel. Des weiteren war die Person mit Socken, Schuhe, einer Kapuze, und einem Messer ausgestattet. Sie war in eine große karierte Decke gehüllt.

 

Lange habe ich überlegt welchen Hosenschnitt ich verwende. Entschieden habe ich mich für den Schnitt nach der Hose aus dem Damendorf Moor. Die Original Hose ist aus hellem Wollstoff, der vermutlich ungefärbt war. Das Bändchen am unteren Hosensaum ist mit einem Zierstich eingefasst, Zierstiche umrahmen auch den kleinen Schlitz unten am Hosenbein.

Für meine Hose, wurde ein industriell hergestellter Wollstoff der mit Rainfarn und Eisen 2, Olivgrün eingefärbt wurde, verwendet. Die Garne sind alle Pflanzengefärbt, mit Farbtönen wie sie mit den damaligen Möglichkeiten erreicht werden konnten.

Die Hose soll später meine Tochter tragen, die im Museum zusammen mit Kindern vereinfachte Bändchen dieser Art webt. Dabei kniet sie ständig auf dem Boden. Die Hose soll bei den Veranstaltungen als Anschauungstück für die Verwendung der Borten dienen. Die Tuniken sollen ebenfalls nach gearbeitet werden.

 

Bilder : 

die Ziernähte wurden von mir verlängert, erhalten hat sich das was im unteren Bild im weißen Kasten ist, der Rest wurde von mir hinzu gefügt, am Original ist die Ziernaht dichter, als ich das hin bekommen habe, dabei habe ich glatt eine Ziernaht vergessen.