· 

Koptische Bildweberei 1

Was bei den Römern schon große Mode war, findet sich auch etwas später bei den koptischen Textilien.

Tuniken mit Streifen haben sich in sehr vielen Fragmenten aber auch tatsächlich als  ganze Tuniken erhalten. Ob diese Tuniken immer so überliefert wurden, wie sie heute da sind, oder ob sie im späten 19. Jahrhundert als das Sammeln von diesen Textilien ein Trend war überarbeitet wurden, muss man von Stück zu Stück nachlesen. Viele Stücke wurden im großen Sammelrausch neu zusammengesetzt um dem Zeitgeschmack zu entsprechen. Einige Stücke scheinen aber auch schon zu Lebzeiten der ursprünglichen Besitzer aus vielleicht schadhaften Textilien heraus geschnitten und auf neue Kleidung appliziert worden zu sein. Typisch für diese Kleidung sind Streifen die über die Schulter nach vorn und hinten verlaufen und oberhalb des Gürtels in einem kleinen Ornament enden. Der Halsauschnitt ist oft ebenfalls mit einem Musterband eingefasst. Auf Höhe der Oberschenkel gibt es ein weiteres Ornament.  Musterbänder und Ornamente sind in sehr feinen Garnen gearbeitet und weisen Schusszahlen auf, die schwindlig machen. Die Bänder haben stilisierten Blumen und Blätterdekor, aber auch figürliche Darstellungen von Tieren und Menschen. Die Tuniken sind meist aus einem hellen Grundgewebe gearbeitet, während die Muster die heute meist schwarz wirken, ursprüglich in dunklen Farbtönen wie z.B. Blau, Grün oder auch Purpur gestaltet waren. Es gab unterschiedliche Modelltypen.

Sie wurden auch als Exportware vom heutigen Ägypten aus nach Europa gehandelt und so finden sie sich neben den erhaltenen Stücken auch in zeitgenössischen Darstellungen wie der Buchmalerei. 

Der Begriff Koptisch - so ist es im unten aufgeführten Buch schön erklärt - steht für diese Textilien einer bestimmten Machart, Zeit und meist das heutige Ägypten als Herstellungsort. Er ist religionsübergreifend und nicht an der Glaubensgemeinschaft der Kopten fest gemacht.

Die Textilien haben gemeinsam das sie extrem kunstvoll und aufwändig hergestellt wurden, wobei es unterschiedliche Techniken gibt. Neben den zweifarbigen Tunikas gibt es auch sehr farbenfrohe Textilien : regelrechte Bilder mit weichen Farbübergängen und  plastischer Struktur als Noppengewebe oder Schlaufengewebe die als eine Art Riesenfrotee erhalten sind. Als Materialien wurde Wolle (Schaf, Ziege, Kamel) und  Leinen verarbeitet, selten auch Seide und Baumwolle. 

Übungsgewebe zum Thema koptische Bildweberei

Mein Übungstüchlein mit Hase ist an ein Fragment das heute dem Museum Kolumba in Köln gehört angelehnt.

Gewebt wurde das Tüchlein auf meinem kleinen Musterwebstuhl. Das Material ist weiße Wolle für das Grundgewebe und feine blaue Wolle für das Muster. Die Dichte des Grundgewebes liegt bei ca 10Fäden/1cm.

Wie beim Original wechselt das Mustergewebe von leinwandbindigen Grundgewebe zu Ripsgewebe.

Das Original hat hingegen einen schraffierten Hintergrund - das hat mich bei diesem Versuch noch vollkommen überfordert. Mein Tüchlein ist deutlich gröber als das Original.

Literatur:

Kolumba "Die koptischen Textilien" 

Gewebe und Gewänder des ersten Jahrtausends aus Ägypten

bearb. von Annette Paetz gen. Schieck

Katalogbuch

 

Dissertation

Textile Bilderwelten

Wechselwirkungen zwischen Ägypten und Rom.

Untersuchungen an `koptischen´ Textilien unter besonderer Berücksichtigung unbearbeiteter Sammlungsbestände in Nordrhein-Westfalen.

Annette Paetz gen. Schieck