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Manteltücher im 12ten Jahrhundert ?

Zeichnung nach dem St Alban Psalter
Zeichnung nach dem St Alban Psalter

Manteltücher sind vom Schnitt her simpel. Oft wirkt es als habe man sich eine Decke übergeworfen - fertig.

Tuchmäntel finden sich seit den Anfängen der Textilgeschichte und sind vermutlich das ursprünglichsten Kleidungsstück überhaupt. Vielseitig, praktisch und die wenigen erhaltenen Stücke reichen von unglaublich aufwendiger Verarbeitung in der Eisenzeit zu sehr schlicht beim Mann aus dem Bernuthsfeld Moor.

Sicherlich waren die aufwendigen Stücke mehr als einfach nur ein großes Umschlagtuch, das vor Witterung und Kälte schützen soll, sondern hatten repräsentative Zwecke.

Eisenzeitliche Manteltücher weisen oft gute Verarbeitung und Vorbereitung ab dem Herstellen der Garne an auf und sind extrem aufwendig in der Randgestaltung mittels Borten hergestellt. Bei Bernies Tuch schrumpfen diese Prachtborten zurück zur technischen Kante, die nötig ist um die Kette am Gewichtswebstuhl anzubringen.

 

Neben dem Manteltuch taucht schon früh beim Treverer Männchen ein genähter Schlupfmantel auf. Zur Herstellung eines solchen Schlupfmantels bedarf es etwa der Hälfte an Stoff wie man für einen Tuchmantel benötigt. Die Bahn wird an einer Seite so weit zusammengenäht, dass mittig Platz ist den Kopf durchzu stecken. Diese materialsparende Mantelform findet sich in Abwandlungen mit und ohne Kapuze durchgängig durch viele Jahrhunderte. Es wird angestückelt, es werden Ecken besonders hinten abgerundet, so dass keine Zipfel stehen, mit denen man hängen bleibt und die bei körperlicher Arbeit über den Boden schleifen.

Diese Mantelform nennt sich Paenula bei den Römern und später als Cappa Cuculle oder Schlupfmantel.

 

 

Um etwa 1000n. Chr. scheint sich mehr und mehr der Flachwebstuhl durchzusetzen und den Gewichtswebstuhl zu verdrängen. Man erkennt es daran das die Stoffe schlichter werden, die Mode dafür aber üppiger im Stoffverbrauch wird. Die Kleider der Damen werden im 12ten Jahrh. überlang, die Tuniken der Herren meist auch. Es finden sich auf Abbildungen Halbkreismäntel und Schlupfmäntel, aber auch immer noch Manteltücher.

Rechteckmäntel im 12ten Jahrhundert.

Wie mögen diese ausgesehen haben ? Welche Bindung hatten Sie ? Sind sie in alter Tradition auf dem Gewichtswebstuhl entstanden ? Waren sie uni oder gemustert ?

Als repräsentatives Stück vom Halbkreismantel verdrängt der nicht nur in der Herstellung aufwendig ist, sondern auch durch seine Tragweise dekadent ist ?

Wie Mode nun mal so ist, man drückt in Kleidung gerne aus, ob und was man so arbeitet oder gedenkt zu tun, wenn man dieses oder jenes trägt. War so, ist so, bleibt so.

Somit erscheint es logisch, das es mehrere Formen von Mänteln in den jeweiligen Epochen nebeneinander gibt.

 

Um sich anzunähern wie Rechteckmäntel ausgesehen haben könnten, muss man überlegen was wir wissen, bzw haben.

Um 1000 herum werden gemusterte Bindungen seltener. Ganz so als ob der Flachwebstuhl die Muster verdrängt hätte. Machbar sind sie natürlich auch auf dem Flachwebstuhl, aber vielleicht einfach nicht mehr modern ? Unifarbene Stoffe lassen sich hübscher zu Geren schneidern, die Kleidung sieht gefälliger aus, vielleicht ist das ein Grund warum Diamantköper und Co für ein paar hundert Jahre aus der Mode verschwinden. Das 12te ist eine belegarme Zeit. Es gibt wenige erhaltene Stücke und diese sind überwiegend repräsentativen Zwecken zugeordnet und fallen als Mode und Alltagskleidung aus. Das Gegenteil ist bei den erhaltenen Textilien der Assisi Familie der Fall, die sich als betont schlichte Ordenskleidung erhalten hat. Der 2/1er Köper überwiegt hier bei den Bindungen.

Buchmalereien geben wenig über Details und Techniken Aufschluss. Bei den figürlichen Belegen ist meist die Farbschicht verloren.

Die Welt des 12ten Jahrhunderts scheint prall und bunt gewesen zu sein. Mit Mustern wurde in der Kunst nicht gespart. Dennoch scheinen die eigentlichen Gewebe für Kleidung unifarben gewesen zu sein Seidenstoffe als Importware ausgenommen.

Literatur:

Nobiles Officinae

die königlichen Hofwerkstätten zu Palermo zur Zeit der Normannen und Staufer im 12. und 13. Jahrhundert

Kunsthistorisches Museum Wien

Anmerkung: in diesem Buch finden sich viele Textilien aus dem 12ten Jahrhundert, allerdings kein Rechteckmantel.

 

Bildbelege:

St. Alban Psalter

Evangeliar Heinrichs des Löwen 

Ingeborg Psalter

sowie div. zeitgenössische Abbildungen