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Heimtextilien 2

Heintextilien 1 Wandteppiche hier klicken bitte

Heimtextilien machen eine Behausung zu einem Heim. Neben der eigentlichen Funktion sind sie oft ein schmückendes Element.

So finden sich ab dem späten Mittelalter aufeinander abgestimmte Einrichtungen, bestehend aus üppigen Bettvorhängen und passenden Kissen auf Sitzbänken in Kombination mit Bettdecken und Kopfkissen.

Zu den Heimtextilien zählen auch Handtücher, Tischwäsche und sicherlich eine Vielzahl von Lappen für die unterschiedlichsten Funktionen. Tatsächlich sind viele Textilien in Form von Arbeitslappen im Fundgut vertreten, wie die Lumpen aus dem Hafen Haithabus, oder aus dem Bergwerken Hallstatt oder Altenberg. Es ist kann angenommen werden dass alle möglichen Kleidungsstücke nach dem Ausrangieren weiter verwendet wurden. Inwieweit sie evtl. als Abspültücher, Topflappen oder ähnliches genutzt wurden wird schwer zu klären sein.

Sicherlich waren nicht alle Arten von Heimtextilien in jedem Haushalt zu finden. Die textile Einrichtung der einfachen Landbevölkerung lässt sich kaum klären.

 

 Bettzeug und Kissen :

Ein wirklich spannender Fund liegt weit vor dem Mittelalter beim sogenannten Keltenfürsten von Hochdorf. In einer reich ausgestatteten Grabkammer wurde ein Mensch auf einer Liege aus Bronze zur letzten Ruhe gebettet. Die Liege war mit einer Art Matratze bedeckt. Diese Matratze war aus einem dichten Bastgewebe gefertigt und mit Klettenblüten und anderen fülligen und sich miteinander verkeilenden Pflanzenteilen,Ästchen und vermutlich duftenden Kräutern gefüllt. Vermutlich bedeckte diese Matratze ein Laken und mehre Decken. Im Kopfbereich gibt es Hinweise auf ein ein Kissen.

Inwieweit Strohsäcke als Matratze Verwendung fanden entzieht sich meiner Kenntnis. Auf einem gut gefüllten Strohsack lässt sich komfortabel schlafen, er hat ähnliche Eigenschaften wie eine Matratze und isoliert bestens gegen Bodenkälte.

 

Im archäologischen Fundgut div. Epochen finden ab und zu Textilien die als Kissenhüllen gedeutet werden weil ihnen einseitig Federn anhaften.

Bei den Kissen tauchen auf Abbildungen Kissen unterschiedlicher Verwendung auf : Schlafkissen und Sitzkissen. Im Bett sieht man manchmal eine Kombination aus einer langen Rolle im Kopfbereich und einem kleineren separaten Kissen. Bei den Sitzkissen gibt es unterschieldiche Formen, mal als klassisches viereckiges Kissen mit oder ohne Quasten an den Ecken, mal als übergroße Rolle mit oder ohne Quasten.

Bettvorhänge tauchen schon ab dem 12ten Jahrhundert auf Abbildungen auf. Wie diese Bettvorhänge beschaffen waren weiß man nicht. Es ist denkbar das sie sich in ihren Eigenschaften von Bekleidungsstoffen unterschieden.

Die Bettdecken auf Abbildungen scheinen meist übergroß zu sein, überlang und überbreit, seitlich meist bis zum Boden ragend. Es scheint je nach Epoche, Geldbeutel und Geschmack Decken und Überdecken aus Wolle, Leinen, Seide und Pelz gegeben zu haben, oft mehre übereinander. 

Zu den Bettdecken hatte ich schon einmal einen Post gemacht : Bettdecken 

 

Sitzkissen finden wir ab der Gotik oft auf Abbildungen als Ensembles. Der Verbreitung der Ölmalfarben und Porträtmalerei verdanken wir viele Details. Aus den vorangegangenen Zeiten liegen meist nur wenige Bildnisse vor, die uns etwas über das häusliche Leben im Detail erzählen und deshalb bleibt vieles ungeklärt. So haben wir auf den Abbildungen von Heiligen immer ein Sitzmöbel mit einem Kissen. Denkbar wäre jedoch eine Serie von zusammengehörenden Kissen zu einer Inneneinrichtung von Möbeln im gehobenen Haushalt. Die Art wie die einfachen Menschen/Landbevölkerung lebten und wohnten  lässt sich im Detail schwer bis gar nicht nachweisen.

 

Handtücher

Sie tauchen ebenfalls oft auf den Ölgemälden der Gotik auf. Groß in Mode müssen Handtücher mit feingemusterten Dekorstreifen gewesen sein. Sie finden sich auf einigen Abbildungen und tatsächlich auch im Fundgut. Ab der Gotik taucht neben Leinen auch Barchent auf. Barchent ist ein Mischgewebe aus einer Leinenkette und einem Baumwollschuss. 

 

Vorhänge und Wandbehänge

 

Gardinen und Übervorhänge im heutigen Sinne finden sich nicht. Möglich sind Vorhänge als Raumteiler oder Schutz vor Zugluft an Türen.

Im Reliquienschrein von St Severin in Köln befindet sich ein großes Seidengewebe, das mehre Verwendungsspuren aufweist (Ausbleichungen und Knickstellen) bevor es als Umhüllung der Reliquien in die Lade gelangte. Vermutlich wurde dieses Gewebe als Altardecke und als Behang an einer Türöffnung genutzt. In Anbetracht des kostbaren Stoffs wurde es sicherlich dementsprechend repräsentativ verwendet evtl. immer schon im klerikalen Bereich.

Die Wandbehänge haben einen eigenen Blogpost : Wand-Teppiche

 

Tischtücher

Meine Recherche stützt sich auf Fundstücke und Bildbelege. Das oben erwähnte Seidengewebe aus St. Severin verrät, dass es neben der vermutlichen Nutzung als Türbehang wohl auch als Altardecke diente, weil es Spuren von Lichtkorrosion an den typischen Kanten und ein Kreuz an einer vermeindlichen Frontseite trug. Diese Spuren sind im Fundgut von möglichen Alltagstextilien kaum nachzuweisen. Der Unterschied der Gewebebeschaffenheit zwischen Handtüchern und Tischtüchern im späten Mittelalter (die mit dem blauen Mustern) dürfte gering bis nicht vorhanden sein. Diese blaugemusterten Gewebe waren aus Leinen und Barchent.

Einige Tischtücher finden sich als Bildbeleg (Reliefs) schon in der Antike bei den Römern und auch das frühe Mittelalter kannte Tischtücher wie eine Sammlung von Abendmahl Bildern zeigt : RDK Labor Abendmahl

 

Arbeitslappen

Wie oben beschrieben finden sich im Fundgut eine Vielzahl von Lumpen die als unterschiedlichste Werkzeuge genutzt wurden. Die Bekanntesten sind wohl die Teerlappen aus dem Hafen von Haithabu. Darunter befanden sich moppartig zusammen gebundene Lappen die zum Teeren der Schiffe, aber auch andere die als Teerlappen wohl zum Abdichten der Schiffe genutzt wurden. Aufwendig gereinigt ließen sie sich nach der Restauration Schlüsse und Vermutungen auf die frühere Nutzung als Kleidungsstücke zu, das verraten Nähte und Zuschnitt.

Die Gewebe aus den Bergwerken lassen sich oft schwerer zuordnen. Durch das Salz sind sie oft bestens konserviert gewesen, warum sie jedoch in den Berg gerieten ist meist unklar.

Eine Zuordnung im Haushalt ist nahezu unmöglich, eine Verwendung jedoch denkbar als Topflappen, Spüllappen, Aufwischtuch und vieles mehr.

 

Wandbehänge und Teppiche : Heimtextilien1

 

 

Vielen Dank an R. Liebentraut und K. Laabs für die Hilfe.

 

Literatur :

Mittel der Macht. Textilien bei den Kelten, Johanna Bank-Burges

Colonia Romanica, Jahrbuch des Fördervereins romanischer Kirchen Köln ev 2016 

Der hl. St Severin von Köln, Befunde und Forschung zur Schreinsöffnung von 1999

Die Textilfunde aus dem Hafen von Haithabu, Inga Hägg

Die Gräber von Haithabu Band 2, Ute Arens und Silke Eisenschmidt

Der Altenberg. Eine Bergbausiedlung des 13. Jahrhunderts im Siegerland. Band 1: Die Befunde, Band 2: Die Funde

 

 

Bildbelege bei Pinterest vom Geschichtsfenster :

https://www.pinterest.de/andrejpfeifferp/betten-beds/

Und Agnes Rotschopf:

https://www.pinterest.at/agimaus/haus-inneneinrichtung/

Vielen Dank Euch Beiden für das Zusammenstellen und das öffentliche Teilen.