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Koptische Bildweberei 3, das hässliche Entlein

Noch ein Posten meiner Löffelchenliste ist abgearbeitet !

Eigentlich sollte diese Arbeit das erste Übungsstück werden, aber irgendwie kam es dann anders.

 

Unter den wunderschönen und immer sehr aufwendigen koptischen Bildwebereien fällt eine Arbeit so ganz aus dem Rahmen :

das "hässliche" Entlein.

Es gibt sie gleich vier Mal, und es scheint als habe man ein Textil lieblos in vier Stücke zerschnitten und in der Welt verteilt.

Das Grundgewebe ist eine Tuchbindung aus Leinen, die Dekoration besteht aus Wolle. Das Motiv ist jeweils eine Ente in einer Art Umrahmung. Es wirkt wie eine Kinderzeichnung oder wie ein Anfängerprojekt. Für ein koptisches Textil ist die Dekoration ausgesprochen einfach, fast plump. Vielleicht gerade deshalb war es Liebe auf dem ersten Blick und schon beim Durchblättern des Buches vor einigen Jahren stand fest, das muss ich nachweben ! Zumindest ein Motiv.

Die Literatur spricht es als Teile eines größeren Textils an, vom Verwendungszweck wird es als Heimtextilie/Decke angesprochen. Da der Stoff recht schwer sein muss, könnte ich es mir als einen Wandbehang, Raumteiler oder Türbehang vorstellen.

Mehre farbige Wollfäden wurden in relativ gleichmässigen Abständen eingewebt. Die Technik ist simpel. 

Die vier Teile liegen heute in :

Brüssel, Musées Royaux dÀrt et d`Historie ehem. Sammlung Forrer

Moskau, Puschkin Museum

Madrid, Museo Nacional de Artes Decorativas

Berlin Staatliche Museen

 

Die zwei mir bekannten Stücke sind so beschnitten das man nicht erkennen kann, wie sie zusammen gehörten. Eine Ente schaut nach rechts, die andere nach links.  Ob auf dem großen Stoff eine Reihe Enten nach rechts lief und die andere nach links ? Oder haben sich jeweils ein Paar angeschaut ?

 

 

Die Umsetzung :

Mein Anspruch ist das Ausprobieren dieser Technik. Am Webstuhl ist wieder einmal etwas Restkette, leider nur ein schmales Stück, eigentlich hätte ich gerne mehre Gänse nebeneinander gehabt.

Mein Material ist reine Wolle, wohl wissend das es eigentlich Leinen sein sollte.

Das Motiv ist an einem Vormittag fertig gestellt, das heißt ungeübt waren es ca. 4 Stunden Arbeitszeit.

Obwohl sich das Motiv eigentlich leicht abzählen lässt, ähnlich der Kreuzstichstickerei, ist der Schnabel meiner Ente viel zu lang geworden, auch das Mäandermuster des Rahmens ist nicht richtig, das ärgert mich und schreit nach einer Neuauflage.

Das Erproben der Technik hat jedoch Freude gemacht.

Das Textil hat einen kleinen 3D Effekt und die gebündelten mehrfarbigen Fäden machen das an sich einfache Muster interessant.

 

Literatur:

Ägypten

Schätze aus dem Wüstensand

Kunst und Kultur der Christen am Niel

Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden

 

Methods of dating ancient textiles

of the millenium AD from Egypt and neigbouring countries

Antoine De Moor and Cecilia Fluck

 

https://collections.louvre.fr/en/ark:/53355/cl010051277