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das Kleid der spanischen Madonna

Im Kundenauftrag entstand ein besonderes Gewebe.

Gewünscht war ein Kleiderstoff  nach dieser Vorlage :

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/57/MDAS_virgen_de_la_esclavitud.jpg

(Quelle: Wikipedia besucht am 13.03 2024 )

Gestreifte Kleidung taucht im 14ten Jahrh. sehr oft vor. Es gibt sie auf Figuren wie dieser, in Buchmalerein und auch in den großen Handelsmetropolen der Küsten tauchen sie gehäft im Fundgut fragmentarisch auf. Sicherlich gab es sie auch abseits der Küsten, jedoch haben Küstenregionen besondere Erhaltungsbedigungen im Boden.  Alleine in London gibt es für diese Zeit so viele Funde dieser Stoffart die den Namen Extended Tabby trägt (Erweiterte Leinwand) das es ein halbes Buch füllt. Andere Funde stammen aus Schleswig, Lübeck, Danzig und Dordrecht.

Allen diese Gewebefragmente haben eine Gemeinsamkeit, sie haben nicht einfach andersfarbige Streifen sondern eine abwechlungsreiche Stuktur indem die Bindungen geschickt wechseln. Der Stoff der spanischen Madonna wird wohl solch ein Stoff gewesen sein.

Die Darstellung der Madonna bzw deren Kleid ist sicherlich geschönt. Die Farbtöne waren evtl. weniger dunkel und weniger leuchtend, denn die blauen Kettfäden werden die Musterfäden optisch eintrüben. Einzig der Goldstreifen in Ripstechnik wird ungetrübt strahlen.

Die Umsetzung :

Gearbeitet wurde mit pflanzengefärbten Garnen. Der überwiegende Teil ist Wolle.

Unsere hölzerne Madonna hat vergoldete Streifen. Es wäre möglich gewesen diese Streifen mit Goldlahn zu weben aber durch das Metall wären die Streifen recht steif geworden und hätte nicht den weichen Fall des Figurenkleides.

Die Extended Tabby Fragmente sind im Grundstoff immer aus Wolle, haben allerdings in den Dekorstreifen auch mal Leinen oder Seide. Um den Glanz der Vergoldungen wiederzugeben fiel die Wahl auf Seide.

Diese wurde dank großer Erfahrung im pflanzenfärben bei Ovicula goldgelb gefärbt und schimmer frisch wie vom Goldschmied poliert. 

Die Goldseide bildet die Mitte unseres Dekorstreifens, es sind jeweils 50 Schuss, der Streifen ist ca 1cm hoch. Da die Seide beim verdichten rutscht, wurde sie in schwarzer Wolle gerahmt. Dieser Faden ist etwas rauh und gibt der Seide Halt. Wie bei der Vorlage folgen rote Streifen und der Mode entsprechend wird das ganze zart von weißem Garn eingefasst.

Man beachte die Struktur, wie beim Rot der Köper in entgegengesetzter Richtung zum blauen Grundgewebe verläuft , die weißen und schwarzen Fäden sind Leinwandbindug und mittig wurde in sehr dichtem Rips gewebt damit das Gold so richtig glänzen kann, es verdeckt komplett die blauen Kettfäden.

gefärbt wurden die Garne gekonnt von Ovicula

 

Literatur:

Textiles and Clothing 1150 -1450

Elisabeth Crowfoot, Frances Pritchard, Kay Staniland

medival finds from Exavations in London