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Bronzezeitliche Kleidung Teil 1 Frauenkleidung

Im Auftrag von Jörg Nadler entsteht in meiner Werkstatt gerade die Ausstattung für 3 Figurinen die nach Funden der frühen nordischen Bronzezeit eingekleidet werden sollen. 

Die Vorlagen für die Frauenbekleidung sind die Baumsargbestattungen aus Dänemark, Borum Eshøj und Skrydstrup.

Die Stoffe dieser Zeit sind mit 4 Fäden auf einem Zentimeter jeweils in Kette und Schuss recht grob und leinwandbindig. Die Textilien wirken einfach aber im Detail raffiniert was ganz besonders auf den Schnitt der Frauenoberteile zutrifft. Diese variieren von Fund zu Fund ein wenig, allen gemeinsam ist jedoch folgender Grundschnitt der sich in Bildern einfacher erklären lässt als in Worten :

Das Oberteil verbleibt in einem Stück, das jedoch unterhalb der Arme eingeschnitten und dann geklappt wird. Für die Kopföffnung ist ein weiterer Schnitt notwendig. Zusätzlich sorgt ein Einschnitt vor der Brust zur Kopföffnung hin für eine bequeme Passform.

Unterhalb der Arme können kleine Dreiecke eingefügt sein, auf die bei meiner Nacharbeit verzichtet wurden, da sie für eine Puppe gedacht ist.

Die Nähte der Originale sind mit den gleichen dicken Garnen gearbeitet wie sie auch im Stoff zu finden sind. Oft scheinen sie dekorativ an den Säumen farblich abgesetzt  zu sein, wie man erkennen kann wenn man genau hinschaut.

 

So weit ich das verstanden habe, werden zu verbindende  Stoffe an der Schnittkante kurz umgelegt und aufeinander mit Überwendlichstich vernäht. Säume werden einfach nach innen geschlagen und ebenfalls mit Überwendlichstich vernäht.

 

Der Rock ist ein einfacher überlanger Schlauch aus einem gerade gewebten Stück Stoff, der seitlich zusammengenäht ist. Dieser wird auf Taillenhöhe umgeschlagen und gegürtet.

Eine echte Fleißarbeit ist der Gürtel. Man war sich bereits bewusst das sich mit S/Z gesponnen Garnen* hübsche Effekte erzielen  ließen. So hat man optisch eine schöne Struktur, die sich durch die Verwendung von zweifarbigen Garnen betonen lässt.

An den beiden Enden des Gürtels wurden doppelt gezwirnte Zöpfchen gedreht, an deren Ende jeweils ein kleiner Ring gearbeitet wurde. Wie das geht erklärt Katrin Kania sehr schön hier : https://pallia.net/blog/egtved-update 

Nicht nur aus den Kettfäden des Bandes sind die Zöpfchen gemacht, sondern es wurden zusätzlich viele Zöpfchen eingesetzt.

Zusammen mit großen bronzenen Gürtelscheiben ist der Gürtel ein echter Hingucker.

Auf meinen Bildern ist die Kleidung auf einer Puppe nach meinen Maßen zu sehen. Ich bin kleiner und pummeliger als die Figurine für die sie hergestellt ist.  Der Gürtel wird bei der zukünftigen Trägerin 2 mal um die Taille passen.

 

*S/Z gesponnen = rechts oder links herum gedrehte Fäden

 

Zur Ausstattung gehört eine reiche Schmuckausstattung die hier nur durch einen Papierausdruck einer Gürtelscheibe angedeutet wird.

Generell macht den Charm dieser Kleidung der Kontrast zwischen den naturfarbenen Textilien und glänzendem Metall aus. 

 

Im zweiten Bild erkennt man gut  den raffinierten Schnitt des Oberteils.

Bilder der Originale im dänischen Nationalmuseum, besucht am 12.04 2024

https://samlinger.natmus.dk/do/asset/4372

Literatur : 

Costumes of the Bronzeage in Denmark

H.C. Broholm and Margarete Hald