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Der reiche Slawe um 800

07.06 15

Innerhalb des letzten Jahres ist nach und nach eine komplette Ausstattung entstanden.

Ziel war es, zur schlichten Darstellung eines einfachen Mannes - er könnte Bauer gewesen sein - eine sehr reiche Darstellung, vielleicht einen wohlhabenden Händler oder Fürst gegenüber zu stellen. Darstellungszeitraum soll die Slawensiedlung Oldenburg um 800n.Chr. sein.

Die Ausarbeitung, welche Stücke, wie gestaltet werden, erfolgte als Mini Team in mühsamer Kleinarbeit, zumeist online. Belege wurden gesucht, Vergleichsfunde herangezogen, Fehlendes hart diskutiert.

Viel hatten wir nicht. Es gibt kaum textile Überreste, und nur ganz wenige bildliche Belege, einige wenige Figuren und Ritzarbeiten in Stein.

Die praktische Ausführung, lag komplett in meiner Hand. 

 

Ausstattung für einen wohlhabenden Slawen um 800

DIE UMSETZUNG:

Wie immer begann alles mit dem Garn. 

Lag bei der ersten Ausstattung der Schwerpunkt auf der genauen Zusammensetzung und Herstellung der Stoffe, so war diesmal ein ganz anderer Ansatz da, die Optik.

So sind die meisten Garne chemisch gefärbt. Alle Garne sind aus Wolle, alle Nähfäden sind Garne die auch zum weben verwendet wurden. Entgegen den wenigen erhaltenen Originalfragmenten, wurden hier gezwirnte Garne verarbeitet, da ich keine Garne beschaffen konnte, die den Vorgaben entsprechen und dennoch von Hand zu verarbeiten sind.

  1. Die Farben entsprächen bei der Tunika, Kermeslaus für das Rot, Waid und Wau für das Flaschengrün. Der Schnitt ist ganz schlicht und schmucklos gehalten und an die Thorsberg Tunika angelehnt.
  2. Hose Kermes für rot, Waid für blau. Der Schnitt der Hose ist eine Kombination aus Damendorf und den Thorsberghosen.
  3.  Beinwickel, Waid für Blau Nuss für Braun, wobei das Braun auch mit Flechten, oder Pilzen erzielt werden könnte. Bindebänder aus Krapp gefärbter Wolle und kleinen bunten Troddeln. Die Troddeln sind nach freiem Entwurf, da weder Häkchen noch Fibeln vorliegen, die Bänder ohne alles aber langweilig aussehen, ist das mein Rekonstruktionsvorschlag. Auch die farbige Musterung ist mein freier Entwurf.
  4.  Gürtel Krapp und Waid aus Brettchenborte, ohne Muster nur mit 2 schmalen Längststreifen.
  5. Mütze: Marder Pelz, da sich Marderkrallen im Fundgut finden. Kermes für die Kette. Reseda Krapp/Reseda, Reseda + Eisen 2 und Indigo im Schuss. Für die Mütze habe ich einen Streifen mit farbigen Muster gewebt und mit dem Musterrapport gespielt, um einen besonders hübschen Stoff zu erhalten.
  6. Die Tasche entspricht einer Waidfärbung, auf naturgrauer Wolle, verziert mit einem Rest des Tunikastoffs. Einer Ziernaht aus Waidblauem Wollgarn, einer Ziernaht aus Goldlahn, einem Streifen Musterseide. Musterseide taucht im Frühmittelalter relativ oft im Fundgut auf, sie war extrem kostbar, meist sind es Stoffe die etwas dicker und fest sind. Sämtliche mir bekannten Funde, sind bunt und gemustert. So hätte auch unser Rest etwas bunter ausfallen dürfen - die Tasche ist eine vorüber gehende Lösung. Sie soll einer damaligen "Resteverwertung" entsprechen, frei nach dem Motto : wer hat der hat
  7. Es fehlt noch ein Mantel - warum ? Das Jahr war zu kurz, und mein Webstuhl zu klein.
Gegenüberstellung Slawen um 800 :  Fürst und Untertan ?
die Ausstatung des reichen Slawen um 800 am Mann

Literatur :

diesmal kann ich nicht mit Buchtiteln dienen, das wirklich gut gefüllte Bücherregal steht bei meinem Freund Rübi.

 

Herzlichen Dank an Rübi für diese spannenden Projekte, an Britta* und Rübi* das sie mich bei der Ausarbeitung von “was soll wie”, dem Belege sammeln und auswerten, und den damit verbundenen endlosen Diskussionen, mit eingebunden haben.

*die Beiden werden auf eigenen Wunsch nur mit Vor bzw. Szene Namen genannt.