· 

erste Versuche der Kreppgewebe nach Haithabu

In Haithabu, der einer wikingerzeitlichen Siedlung in Norddeutschland, wurden gleich mehrere Fragmente von Kreppgeweben geborgen, die allesamt als Hosenstoffe gedeutet wurden.

Der Krepp Effekt entsteht durch stark gedrehte Schussgarne, die so viel Drall haben, dass sie sich im Gewebe zusammenziehen. Dadurch wirken Kreppstoffe wellig und sind elastisch. Die geborgenen Fragmente sind alle recht fein und künstlich eingefärbt. Da die Stoffe Jahrhunderte lang in der Erde bzw. im Wasser lagen habe ich mich schon immer gefragt wie viel dso ein Stoff von seiner ursprünglichen Eigenschaft verloren hat, und der Reiz so etwas einmal nachzuarbeiten war groß.

Versuch 1

Damit später auch ungeübte Augen den Unterschied zwischen Kette und Schuss erkennen können habe ich weißes Garn für die Kette verwendet und dunkelbraunes für den Schuss. Das braune ist handgesponnen und stark überdreht. Mit Absicht wurde das Gewebe relativ grob und viel weniger fein als die Originale nachgearbeitet

Selten habe ich so etwas Unangenehmes verarbeitet, der Faden will ständig den Drall los werden und kringelt sich, passt man nicht auf macht er sich selbstständig und windet sich bis die Spannung weg ist.

Nachdem das Mustertüchlein vom Webgerät abgenommen wurde rollt es sich sofort zusammen. Es ist starr und überhaupt nicht elastisch. Das Gewebe ist am oberen Rand fest mit dem Trägerstoff verbunden.

Im Bild das getrocknete Gewebe.
Im Bild das getrocknete Gewebe.

In der alten Ausstellung in Haithabu stand an der Vitrine zum Hosenstoff, das die Stoffe gekocht würden, um den Crinkel-Effekt zu erhalten. Was das kochende Wasser im  Gewebe ändert erschloss sich mir nicht, aber ein Versuch kann ja nicht schaden.

Also wurde das Gewebe mit kochenden Wasser übergossen und ins Wasser eingelegt, zum Trocknen glatt gestrichen und mit 2 Nadeln auf dem Trägergewebe festgesteckt. Nach dem Trocknen blieb das Gewebe glatt.

Vermutlich hat der Schussfaden zu viel Spannung verloren, also muss ein weiterer Versuch gemacht werden.

 

Versuch 2 noch ungewaschen
Versuch 2 noch ungewaschen

Versuch2

- diesmal mit noch mehr Drall.

Das Gewebe lebt, es bewegt sich, rollt sich sofort zusammen und ändert noch eine Stunde lang die Form. Dabei fühlt es sich recht steif an, steifer als sein Geschwister aus Versuch 1, für das die gleichen Fasern verwendet wurden, nur der Drall ist im Schuss erhöht.

Das Gewebe im Bild war ursprünglich quadratisch, auch hier ist das Gewebe fest mit dem Trägerstoff an der oberen Kante verbunden.

Nach dem Waschen scheint das Gewebe etwas weicher im Griff, dieses Gewebe wurde nur handwarm mit etwas Seife gewaschen und ausgespült. Das Gewebe ist seitlich stark zusammengeschrumpft und ist zur Seite hin elastisch, es fühlt sich beinahe wie Hosengummi an. Zur besseren Sichtbarkeit ist das Gewebe auf dem zweiten Bild unten seitlich gespannt. Der Stoff mag nicht mehr in seiner ursprünglichen Form verbleiben, wäre er nicht an einer Seite fixiert würde er sich vermutlich komplett zusammenrollen.

Literatur :

Ausgrabungen in Haithabu

Bericht 29 Textilfunde aus der Siedlung und aus den gräbern von Haithabu

Inga Hägg

 

Die Textilfunde aus dem Hafen von Haithabu

Inga Hägg

 

Textilien und Tracht in Haithabu und Schleswig

Inga Hägg

 

Spurensuche Haithabu

Kurt Schietzel